Wer waren die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die zwischen 1933 und 1945 in Kassel wohnten, und was ist mit ihnen passiert?
Diese zwei Fragen stehen im Mittelpunkt des 1986 veröffentlichten Buches „Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933 - 1945“ – umgangssprachlich auch als „Gedenkbuch“ bekannt. 2017 beschloss die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Kassel die Überarbeitung der über 30 Jahre alten Publikation. Seit Juni 2021 forscht nun die Historikerin Nicole Tödtli im Auftrag der Stadt Kassel zu den jüdischen Einwohnerinnen und Einwohnern Kassels. Sie überprüft, ergänzt und aktualisiert die vorhandenen Angaben, klärt offene Schicksale und sucht nach weiteren Jüdinnen und Juden, die in der NS-Zeit in Kassel wohnten. Dabei stößt sie auf berührende Schicksale, unglaubliche Geschichten von Flucht und Überleben und gewinnt neue Erkenntnisse zur Geschichte der Verfolgung der Jüdinnen und Juden der Stadt Kassel. Im Rahmen eines Vortrags für den Landesverband Hessen im Volksbund gibt sie erstmals Einblicke in ihre Arbeit.
Wie in allen deutschen Städten und Dörfern wurden auch die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Kassels seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten immer stärker ausgegrenzt und entrechtet. So wurde Arno Goldschmidt 1934 gezwungen, sein Antiquitätengeschäft zu schließen, dem Kunsthändler Lehmann Tannenbaum wurde im Januar 1936 verboten, seinen Beruf auszuüben und Siegfried Abt wurde 1937 gezwungen, seine Tabak- und Zigarrengroßhandlung aufzugeben. Die Pogrome und die darauffolgende Einlieferung von über 300 Juden aus Kassel und umliegenden Ortschaften in das Konzentrationslager Buchenwald im November 1938 war der vorläufige Höhepunkt der Verfolgung. Viele jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner Kassels entschieden sich danach zur Flucht, darunter auch Rosa Bluth, die 1939 nach Chile emigrieren konnte. Alle in Kassel verbliebenen Jüdinnen und Juden wurden zwischen Ende 1941 und Mitte 1942 in drei Deportationstransporten in das Ghetto Riga, das Konzentrationslager Lublin, das Vernichtungslager Sobibór oder das Ghetto Theresienstadt gebracht. Nur wenige überlebten die anschließende Odyssee durch das nationalsozialistische Konzentrationslagersystem.
Wie findet man heraus, wer zwischen 1933 und 1945 in Kassel gewohnt hat? Welche Quellen zur Geschichte der Jüdinnen und Juden in Kassel gibt es? Welche neuen Erkenntnisse sind heute möglich? Warum ist eine Überarbeitung des Gedenkbuchs notwendig? Und was hat das alles mit jedem Einzelnen von uns zu tun? – Um diese Fragen und darum, wer die Menschen waren, die ab 1933 immer mehr unter Ausgrenzung und Verfolgung leiden mussten, geht es im Vortrag.
Der Vortrag ist eine Kooperationsveranstaltung zwischen dem Landesverband Hessen im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und dem Stadtarchiv Kassel.
Richard-Wagner-Str. 6
34121 Kassel
Teilnahmebedingungen
Die Veranstaltung findet unter der 2G-Plus-Regelung statt!
Bitte denken Sie am Tag der Veranstaltung daran, Ihre gültigen Nachweise zur 2G-Plus-Regelung mitzubringen und eine Mund-Nase-Maske zu tragen.
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