Mit einem „Stillen Gedenken“ erinnerte der Volksbund, Landesverband Sachsen, am 13. Februar zusammen mit Vertretern des Freistaats, der Stadt, Bundeswehr und zahlreichen Bürgern auf dem Dresdner Nordfriedhof an die Toten der Luftangriffe auf Dresden vom 13./14. Februar 1945.
Der Oberbürgermeister der Stadt Dresden, Dirk Hilbert, richtete zu Beginn der Veranstaltung ein Grußwort an die Gäste, in dem er die großen Linien des Luftkrieges im Zweiten Weltkrieg von Coventry bis Dresden nachzeichnete, um dabei das besondere Versöhnungsband beider, im Luftkrieg zerstörter Städte, zu unterstreichen.
Die Gedenkrede hielt anschließend Detlef Fritzsch, vormals Präsident der Bundespolizeidirektion Pirna und Mitglied des Bundesvorstandes des Volksbundes, . Er betonte darin die leidvollen Erfahrungen und Schrecken des Luftkrieges, die u. a. mit den Namen Warschau – Coventry – Belgrad – Hamburg und Dresden verbunden sind. Neben der Instrumentalisierung der Luftkriegstoten durch die Propaganda der beiden deutschen Diktaturen seit 1945, fokussierte Fritzsch auf die enorme Aufbauleistung, die in Dresden seit 1945 und in einer zweiten Welle nach 1990 erbracht wurde. Er schloss mit dem Verweis auf die besondere Friedensarbeit des Volksbunds unter dem Motto der Versöhnung über den Gräbern mit den bekanntesten Zeilen des Texts der DDR Hymne: Auferstanden aus Ruinen… - als Kuriosum sei angemerkt, dass dieser Text, obgleich nie verboten, seit 1973 nicht mehr gesungen werden durfte.
Als das Lied Vom guten Kameraden verklungen war, legten die Repräsentanten von Volksbund, Freistaat, Stadt und der meisten im Landtag vertretenen Parteien (CDU, AfD, Grüne und SPD) am Gedenkstein für die Bombentoten Kränze nieder. Dabei erwiesen zwei Posten der Offizierschule des Heeres eine militärische Ehrenbezeugung.
Zum Abschluss der Veranstaltung verlas die Vizepräsidentin des Sächsischen Landtags und Landesvorsitzende des Volksbundes, Andrea Dombois, das traditionelle Totengedenken des Volksbunds. Mit einer Schweigeminute im Gedenken an alle Toten von Krieg und Unrechtsherrschaft endete die würdige Zeremonie. Möge Dresden eine friedliche Zukunft beschieden sein.
Die Zerstörung Dresdens im Jahre 1945 gilt in der allgemeinen Wahrnehmung als einer der schwersten und verlustreichsten Luftangriffe im Rahmen des strategischen Bombenkriegs im Zweiten Weltkrieg, doch forderten andere Angriffe höhere Verluste (Hamburg) oder richteten schwerere Schäden an (Darmstadt/Pforzheim). Dennoch tobt in Dresden noch immer eine lebhafte und oft unfruchtbare Diskussion um die Angriffe des 13./14. Februar 1945. Bereits die Höhe der Verluste ist hier inzwischen der wissenschaftlichen Diskussion entrückt und zur tagespolitischen Bekenntnisfrage geworden, ähnlich wie das – geradezu mythische – Phänomen der Tieffliegerangriffe mit Bordwaffen am 14. Februar 1945. Zu beiden Themenkomplexen gibt es inzwischen eine fast unüberschaubare Fülle von Literatur. Insbesondere der Bericht der Historikerkommission von 2010 liefert hierzu jedoch belastbare Zahlen und Fakten. Mithin gilt heute die Zahl von 25.000 Toten als amtlich.
Vielerörtert ist ebenfalls die Frage nach dem „Sinn“ der Angriffe vom 13./14. Februar 1945, d. h. in der Endphase des Krieges, in der Ergebnis und Ende absehbar waren: Die Antwort hierauf fällt in der Perspektive der Entwicklung des strategischen Bombenkriegs ernüchternd aus:
„In der Vorstellung des totalen Krieges Ludendorffscher Prägung figurierte die gegnerische Zivilbevölkerung bereits als wehrwirtschaftlicher Faktor und deren Moral und Durchhaltefähigkeit, zumal in der rüstungstechnischen Produktion, stellen einen wesentlichen Beitrag zur Kriegsführungsfähigkeit einer Macht dar. Schon in den frühen Schriften zum Thema in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, postulierten Theoretiker, wie insb. der Italiener Giulio Douhet, die Notwendigkeit, eben dieses Potential des Gegners anzugreifen. Ob es sich im Nachhinein als zweckmäßig erwies, große Teile der Rüstungsproduktion für den Bau von Langstreckenbombern einzusetzen und vor allem hochqualifiziertes Personal in großer Zahl in den Luftwaffen zu binden, das evtl. bei den Bodentruppen besser eingesetzt gewesen wäre, bleibt Spekulation. Während sich der strategische Bombenkrieg gegen die Verkehrsinfrastruktur als besonders erfolgreich erwies, zeitigten die Angriffe gegen Industrieziele ebenfalls ihre Wirkung, zumal beim Angriff auf Schlüssel- und Engpassbetriebe, wie z.B. die Hydrierwerke (Treibstoff) oder die Kugellagerproduktion (Schweinfurt). Die Angriffe auf zivile Ziele blieben indes in ihren Auswirkungen auf die Stabilität des Regimes und dessen Kriegführungsfähigkeit wirkungslos. Nicht verkannt werden darf allerdings der legitimatorische Effekt auf der britischen Seite, um der eigenen, schwer geprüften Zivilbevölkerung zumindest das Gefühl der Revanche zu geben. Das letzte Argument im Hinblick auf Dresden, daß der Angriff zu dieser Zeit nicht mehr notwendig gewesen sei, verkennt die militärische Logik, die nicht zuletzt darin bestand, Ziele planmäßig zu bekämpfen, und Dresden war – darin liegt die bitter-prosaische Erkenntnis – ganz einfach ‚an der Reihe’.“
[vgl. REITZ, Dirk: Sachsen 1944/45 – Sachsen als nachrangiger Kriegsschauplatz im Jahre 1945 unter operationsgeschichtlichen Gesichtspunkten. Dokumentation der Tagung: Kriegsende in Sachsen 1945. Militärische Gewalt – Vertreibung – Neubeginn. Schloßbergmuseum Chemnitz/TU Chemnitz Jul. 2015, Berlin 2018, S. 37-56. FN 35]
1. BOOG, Horst: Der strategische Bombenkrieg - Luftwaffe, Royal Air Force und US Army Airforce im Vergleich bis 1945. Militärgeschichte 2/1992, Herford 1992.
2. BOOG, Horst: Die strategische Bomberoffensive der Alliierten gegen Deutschland und die Reichsluftverteidigung in der Schlußphase des Krieges, in: MGFA (Hg.) Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Bd. 10/1, München 2008, S.777-876.
3. FRIEDRICH, Jörg: Der Brand - Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945. Berlin 142002.
4. GRETZSCHEL, Matthias: Als Dresden im Feuersturm versank. Hamburg 42012.
5. MÜLLER, Rolf-Dieter et al. (Hg): Die Zerstörung Dresdens 13. bis 15. Februar 1945: Gutachten und Ergebnisse der Dresdner Historikerkommission zur Ermittlung der Opferzahlen. Göttingen 2010.
6. OVERY, Richard: Der Bombenkrieg - Europa 1939-1945. Berlin 2014.
7. PIEKEN, Gorch / ROGG, Matthias (Hg.): Schlachthof 5 - Dresdens Zerstörung in literarischen Zeugnissen (Katalog). Dresden 2014.
8. SCHAARSCHMIDT, Wolfgang: Dresden 1945 Daten - Fakten- Opfer. Graz 32018.
9. SCHMIDT, Klaus: Die Brandnacht. Dokumente von der Zerstörung Darmstadts am 11. Sept. 1944. Darmstadt 1964.
10. TAYLOR, Frederick: Dresden, Dienstag 13. Februar 1945. (dt.) München 2008.
Dr. Dirk Reitz
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