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Internationale Jugendbegegnung zur Friedensarbeit

06. August 2021
Überlingen

Auszüge aus den Reden der Teilnehmer*innen

Schon seit jeher haben Menschen mit Blumen der Toten gedacht und Gräber geschmückt. In unserem internationalen Workcamp haben wir uns auch mit Blumen als Friedensbotschafter beschäftigt. Das wurde vor allem bei unserem Aktionstag auf der Landesgartenschau wahrgenommen.

Das Gingkoblatt erinnert an das unendliche Leid nach der Atombombenexplosion über Hiroshima. Unweit der Abwurfstelle keimte ein scheinbar toter Baum – er wurde zum Symbol der Hoffnung und des Friedens.

Das Vergissmeinicht ist auch die Gedenkblume des Volksbundes. Sie steht wie der Name sagt, für die Erinnerung an alle Kriegstoten, deren Schicksal wir nicht vergessen dürfen.

Das Poppy, die Mohnblüte, erinnerte im englischsprachigen Raum ursprünglich an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Es war die erste Frühjahrsblüte auf den frischen Gräbern in den Feldern Flanderns. Heute steht es in den Ländern des Commonwealth für das Gedenken an alle Kriegstoten.

Unsere Gäste auf der Landesgartenschau pflanzten mit uns gemeinsam einen bunten Friedensblumengarten. Jeder und jede hatte und hat persönliche Friedenswünsche, die auf den Blumen verewigt wurden.

Die bunte Vielfalt der Blumen zeigt sich auch in unserer internationalen Gruppe. Teilnehmer aus Bulgarien, Polen, Rumänien, der Ukraine und Deutschland trafen sich in Karlsruhe und Überlingen, um gemeinsam für den Frieden zu arbeiten. Diese internationale Zusammenarbeit auch auf dem Friedhof ist ein sehr gutes Beispiel, wie Frieden geschaffen und erhalten werden kann. Während der zwei Weltkriege standen sich unsere Großväter und Urgroßväter als Feinde gegenüber, heute pflegen wir gemeinsam ihre Gräber. Dabei gibt es keinen Unterschied, welcher Mensch dort liegt, es ist einfach ein Mensch.

„Frieden ist das bewusste Zusammenleben, trotz Differenzen.“

Clara

Wir kommen alle aus unterschiedlichen Ländern und Regionen. So haben wir auch alle unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Traditionen. Diese Vielfalt kennenzulernen hilft auch, den anderen besser zu verstehen. Wir sehen unsere Unterschiede als Bereicherung, so wie eine bunte Blumenwiese oft schöner aussieht. Vorurteile werden abgebaut und wir sehen, dass der Mensch uns gegenüber im Grunde das gleiche möchte: Frieden.

„Frieden ist nicht ewig.“

Julian

KZ-Gedenkstätte Bisingen

Aber auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Schicksalen der Menschen in Kriegszeiten ist ein wichtiger Bestandteil unseres Camps. Bei einem Vortrag haben wir sehr viel über die Geschichte von Karlsruhe erfahren. Dabei ging es vor allem um das Schicksal von Jugendlichen, die kurz vor Ende des Krieges noch als Flakhelfer eingezogen wurden. In der KZ-Gedenkstätte und im KZ-Museum in Bisingen lernten wir, mit welchem Größenwahn und am Ende doch sinnlos versucht wurde, Treibstoff aus Schiefergestein zu gewinnen. Die KZ-Häftlinge mussten zunächst ihre Unterkunftsbaracken aufbauen, in denen sie gefangen gehalten wurden und anschließend errichteten sie die Industrieanlagen, die für die Ölproduktion bestimmt waren. Die Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern erlitten bei der Arbeit unsägliches Leid. Viele der Häftlinge starben bei der unmenschlichen Arbeit. Der KZ-Friedhof in Bisingen erinnert heute an die namenlosen Opfer.

„Frieden ist ein Gefühl der Zuversicht in den kommenden Tag.“

Olya

Goldbacher Stollen

Besonders erschreckend ist für uns der Umgang mit den Opfern des Nationalsozialismus in der Bevölkerung direkt nach dem Krieg. Nicht nur in Bisingen wurde darüber geschwiegen. So ist es oft nur der Initiative einzelner Menschen zu verdanken, dass die Geschichte und das Schicksal der Menschen nicht in Vergessenheit geraten. Einen dieser Menschen haben wir im Goldbacher Stollen hier in Überlingen kennen gelernt. Die Geschichte dieses Ortes hat uns Herr Burger eindrucksvoll vermittelt. Herr Burger hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Geschichte dieses Ortes zu recherchieren und zu dokumentieren. So hat er auch Menschen kennengelernt, die in Überlingen zum Bau der Stollen eingesetzt wurden. Als Produktionsstätte geplant wurden von Häftlingen Stollen in den Berg getrieben, um die Rüstungsindustrie aus dem zerbombten Friedrichshafen unter Tage weiterführen zu können. Die Stollen wurden aber nie in Betrieb genommen. Es wurden nur sinnlos Menschen geopfert für Ziele, die zu diesem Zeitpunkt schon verloren waren. Besonders berührt hat uns die Geschichte von Wassili aus der Ukraine und Adam aus Österreich. Diesen beiden gelang als einzigen die Flucht. Jahrzehnte später kehrten sie zurück an diesen Ort. Ihre Geschichte zeigt uns, dass Versöhnung möglich ist.

Nicht nur die Blumen sollen die Botschaft des Friedens in die Welt hinaustragen, sondern auch wir. Mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse in der Welt wissen wir, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist.

Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können die Verantwortung übernehmen für die Welt, in der wir leben. Wir können sie mitgestalten und dazu beitragen, dass sie ein friedvollerer Ort wird.

„Ich glaube nicht, dass es jemals richtigen Frieden geben wird. Aber ich wünsche es mir.“

Melanie